Schrankenposten

 

 


 
 
 

Galerie ETA-Unterhaltung im Bw Worms

Knapp 13 Jahre ist es nun her, dass mit Abzug der letzten ETA vom Bw Worms die über 90jährige Geschichte der Akkutriebwagen in Pfalz und Rheinhessen endete. Für mich waren die Wormser ETA jahrelang Hauptsujet der Eisenbahnfotografie. Doch hinter Porträt-, Bahnhofs-, und Landschaftsaufnahmen traten Wartung und Unterhaltung der Fahrzeuge im Bw meist zurück.

Eigentlich ist das kein Wunder, denn 'richtige', beeindruckende Maschinenatmosphäre wie bei der Diesellok-, Ellok- oder gar Dampflok-Unterhaltung suchte man im Wormser Rechteckschuppen vergeblich. Vielmehr ging es in der Halle immer recht beschaulich und leise zu, es lag ein Duft von Säure in der Luft, und man konnte dem Gasen der Batterien lauschen, das mit einem bitzelnden Geräusch lautmalerisch die Anwesenheit elektrischer Spannung unterstrich.

Ein einziges Mal, im April 1987, packte ich Blitzlicht und Schwarz-Weiß-Film ein, um Arbeit und Atmosphäre im Bw festzuhalten.
Die folgenden Aufnahmen sind ein Auschnitt aus diesem Versuch einer Dokumentation, der mangels geeigneter Notizen und Quellen leider immer nur Fragment bleiben wird. Für einige wertvolle Ergänzungen zum Text danke ich Horst Bayer.

Das Besondere an der Unterhaltung von Akkutriebwagen war die aufwändige und diffizile Wartung der Batterien. Diese wurde von jeher nicht von der Bahn (KPEV, DRG, DB) selbst vorgenommen, sondern von der Herstellerfirma VARTA, die eigens dafür im Bw Worms drei Mann Personal vorhielt.

Im Bild bessert VARTA-Mitarbeiter Erich Allebrand gerade den Isolieranstrich im Batteriekasten eines 515.5 aus. Neuanstriche waren regelmäßig erforderlich und sorgfältig auszuführen, um Korrosion des Wagenkastens durch die Säuredämpfe der Batterien zu verhindern.

Zu den wöchentlich an den Wagen auszuführenden Aufgaben gehörte die Kontrolle des Batteriefüllstands. Um nicht dafür die schweren Tröge aus ihren Halterungen ziehen zu müssen, bediente sich der VARTA-Mitarbeiter eines beleuchteten Spiegels, mit denen er auch noch in die hintersten Zellen spähen konnte. Ähnliche Self-made-Hilfsmittel gab es auch für die Messung von Temperatur und Säuredichte und zum Nachfüllen der Batterieflüssigkeiten.
Zum Wechsel der Verbinder und zum Entschwammen der Batterien war dagegen das Herausnehmen der schweren Tröge unerlässlich. Immerhin 2t wog jeder einzelne der elf Tröge an einem 515.5, so dass sich ohne Hubwagen nichts bewegte.
Im Rahmen größerer Instandhaltungsarbeiten an den Batterien mussten die Verbinder geprüft und gesäubert werden. Da sich diese Arbeiten nicht in Einsatzpausen oder während des Ladens der Batterien durchführen ließen, hielt jedes Bw einige Batteriesätze zum Austausch vor.
Gegenüber dem sorgfältigen Prüfen und Messen des Batteriezustands ist das Säubern der Batterieräume geradezu trivial ...
Die laufende Unterhaltung wollte geplant sein: Belegungsplan für die sechs Hallengleise und die Ladestände des Bw Worms. Die Tatsache, dass bereits um 7 Uhr die ersten ETA wieder ins Bw einrückten, zeigt, dass die Fahrzeuge häufig nur für einzelne Leistungen gebraucht wurden und nur noch geringe Kilometerleistungen erbrachten.

Der in der rechten Spalte aufgeführte 6544 war übrigens die einzige Leistung, mit der Mannheim erreicht wurde; er fuhr zudem passend zum Ende meines Frühdienstes im Zivildienst, so dass er ein beliebtes Fotoobjekt abgab.

Mit einem Alter von 33 Jahren war der Vorserien-515 002 der Methusalem im Wormser Bestand. Mit tiefersitzenden Frontleuchten, nach hinten geneigten Frontscheiben und gesickten Dächern unterschieden sich die beiden Vorserien-Fahrzeuge im Detail von den Serien-Triebwagen. Deutlicher konnte man sie allerdings an den durchhängenden Wagenkasten erkennen, welche der Last von 16,5t Batterien im Laufe der Jahre nachgegeben haben. 515 001 hing vor seiner Ausmusterung 1985 noch viel stärker durch als es auf diesem Bild seinem 'Bruder' erkennbar ist und wurde daher vom Personal nur Hängebauchschwein gerufen.
Zwischen zwei Einsätzen rasch eine Dusche: 515 015, ein langjähriger Wormser Stammwagen, lässt sich von seinem Betreuer Heinrich Weygand die Nase waschen.
Bei Störungen und bei größeren Fristarbeiten war eine Überprüfung der INDUSI-Anlage erforderlich.

Hier der Prüfmagnet außen an 515 526, ...

... der offene Schaltschrank und der Messgeräteaufbau im Führerstand sowie ...
... Bw-Elektriker Siegfried Schiemer beim Notieren der Messwerte am am Fahrpult des ETA.
Viel Sorgfalt wurde auch auf die kleinen Unterhaltungsarbeiten verwandt, so etwa auf das Schmieren aller beweglichen Verbindungen am Wagen. Bernhard Becker macht sich mit seinem Ölkännchen gerade an der Halterung des Steuerkabels von 515 022 zu schaffen, der erst wenige Tage zuvor aus Augsburg ins schöne Rheinhessen gekommen war.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Halle dem Steuerwagen 815 611 im Vordergrund und dem bereits gezeigten 515 002 im Hintergrund.

Am linken Rand streckt schon ein nagelneuer 628 seine Nase ins Bild, Bote des baldigen Endes der ETA im Bw Worms.

 

 

 

 

 

 

 

 


Diese Datei wurde erstellt von Volker Blees am 26.02.2004.
Eine Verwendung der Datei und ihrer Inhalte für kommerzielle Zwecke ist nur in Rücksprache mit dem Autor erlaubt. Für alle Links gilt der Haftungsausschluss