Schrankenposten

 

 

 

 

Abschiedsfahrt nach Unterbreizbach
19. August 2000

Am 19. August 2000 fand die Abschiedsfahrt auf der Strecke Vacha - Unterbreizbach statt. Der folgende Text berichtet von dem Ereignis und seinem Drumherum.

Los gehts um 13.47 Uhr in Bad Salzungen. Die aus Vacha zuvor eingetroffene zweiteilige Ferkelgarnitur ist mit den Teilnehmern der Pro-Bahn+Bus-Sonderfahrt aus Gießen bereits überbesetzt, so das sich ein drittes Ferkel an den Schwanz hängen muss.

Im Bad Salzunger Güterbahnhof gammelt wie an anderer Stelle schon berichtet eingekeilt zwischen anderen Wagen der letzte noch existierende DRG-ETA unter freiem Himmel vor sich hin - ein wahres Trauerspiel. Den Gleisplan von Bad Salzungen muss ich mir bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen, auch nach viermaligem Vorbeifahren habe ich die möglichen Fahr- und Rangierwege im nördlichen Bahnhofskopf noch nicht ganz verstanden.

Der erste Zwischenhalt folgt in Leimbach-Kaiseroda, einer durchaus bemerkenswerten Betriebsstelle. Für die Hauptstrecke Eisenach - Meiningen handelt es sich um einen Schrankenposten, für die Nebenbahn nach Vacha um eine Art Abzw. Awanst: Aus Bad Salzungen kann man auf zwei verschiedenen Gleisen (westl. Pv-Gleis, östl. Gv-Gleis?) auf Hauptsignal einfahren, außerdem sind auf zwei parallel zum Streckengleis verlaufenden Gleisen Rangierfahrten zwischen Bad Salzungen und Leimbach-Kaiseroda möglich. Richtung Vacha zweigt nach Westen das gegenwärtig nicht befahrene Gleis der Anschlußbahn Merkers ab, außerdem liegen noch ein paar Nebengleise da. Ausfahrsignale Richtung Vacha sind nicht vorhanden, dafür steht aber das ausgekreuzte Vorsignal des ehemaligen Abzweigs Leimbach in Sichtweite des Bahnsteigs.

Ein Fahrtteilnehmer erzählt, dass die bis Dorndorf parallel zur Strecke verlaufende Anschlußbahn Merkers zur Zeit mit Landesmitteln zwischen Leimbach-Kaiseroda und Merkers saniert wird.

Es folgt der ehemalige Abzweig Leimbach, der einst die Direktrelation Eisenach - Unterbreizbach ohne Kopfmachen ermöglichte. Das Stellwerk selbst ist offensichtlich ausgebrannt, die Abzweigweiche ausgebaut, sämtliche Signale verschönern aber mit Kreuz versehen noch die Landschaft.

Am ehemalige Bahnhof, nunmehr Hp Tiefenort vorbei folgt der Kreuzungsbahnhof Merkers mit einem architektonisch interessanten eingeschossigen Empfangsgebäude. Die Zugbegleiterin erzählt von Zeiten, als hier zu Schichtwechsel in den 10-Wagen-Garnituren nur noch Stehplätze zu haben waren ...

Nächste Station ist Dorndorf, wiederum ein interessanter, großzügig bemessener Bahnhof mit drei besetzten Stellwerken und merkwürdigem Gleisplan. Am Westkopf sind seit meiner letzten Stippvisite im Juni (Abschiedsfahrt der Strecke Dorndorf - Kaltennordheim) einige Ausfahrsignale mit Kreuzen versehen worden, ihre Aufgabe kommt nun den einstigen Zwischensignalen zu.

Pünktlich erreichen wir Vacha, ebenfalls ein recht großer Bahnhof mit drei besetzten Stellwerken ('Vw' soll angeblich nur für Zustimmungsabgaben noch Tag für Tag besetzt sein, Weichen oder Signale müssen von dort aus nicht mehr bewegt werden). Die Menschentrauben auf dem Bahnsteig veranlassen den Veranstalter, den Tf zu einer Zusatztour nach Unterbreizbach im zur Verfügung stehenden Zeitfenster 14.10 ... 15.20 Uhr überreden zu wollen, was dieser selbstverständlich ablehnt. Letztlich sind alle die mitwollten uach tatsächlich mitgekommen - ohne Blessuren und Streitereien. Nachdem der Fdl einen Befehl vorbeigebracht hat gehts nunmehr als Sonderzug weiter Richtung Unterbreizbach.

Posten 8 in Vacha
Bei einem vorherigen Beuch in Vacha konnte ich Posten 8 nur ohne Zug ablichten.
Die Birken rechts im Bild wachsen auf der Trasse der früheren Strecke nach Philipsthal - Gerstungen.

Posten 8 in der Ortsdurchfahrt Vacha ist extra für uns besetzt, und als wir vorbeifahren, scheint tatsächlich die Sonne. Ich hatte ja noch kurz überlegt, ob ich statt mitzufahren den Posten _mit_ Zug ablichten sollte, habs dann aber gelassen... (wer ein Bild für meine Schrankenposten-Homepage zur Verfügung stellen möchte, ist herzlich eingeladen). Unmittelbar nach dem Posten geht es tatsächlich so steil hoch wie man es sich bei einer Grenzlast von 400 t für eine 232 vorstellt. Die Ferkeltaxen meistern den Aufstieg jedoch souverän. Nach rund zwei Kilometern ist bereits der Scheitelpunkt erreicht, wo sich auch das Gebäude des ehemaligen Bk Sünna in dicht bewachsenem Privatgarten verschanzt.

Von nun an gehts steil bergab. Das Esig von Unterbreizbach zeigt Hp0 und ist auch nach längerem Telefonieren zwischen Tf und Fdl weder zu Fahrtstellung noch su Ersatzsignal zu bewegen. Also noch'n Befehl und die letzten Meter bis zum ehemaligen Bahnsteig können zurückgelegt werden. Während das Volk sich in den Gleisen verstreut bewundere ich einige Spannwerke, die senkrecht zum Gleisverlauf zwischen den Gleisen stehen. Ein kurzer Schnack mit dem Fdl bringt die Erkenntnis, dass das ortsansässige (Herr Kötting, bitte notieren sie!) mechanische Einheitsstellwerk altbrauchbar hierher gewandert ist und dass DB Netz den Bahnhof noch werktäglich für die K+S-Züge besetzt. K+S möchte demnächst aber auch den Bahnhof übernehmen und 'nachfragegerecht' rationalisieren.

Mit einer Durchfahrterlaubnis von Heimboldshausen nach Unterbreizbach für den Pro-Bahn-Sonderzug hat sich K+S übrigens so schwer getan, dass der Veranstalter letzlich verzichtet und die Fahrgäste lieber per Bus nach Vacha kutschiert hat. Ist hier möglicherweise das Bergrecht vor, nach dem die Strecke mutmaßlich gebaut wurde und betrieben wird?

Von der Rückfahrt nur so viel, dass tatsächlich zwischen Vacha und Bad Salzungen ausschließlich Formsignale stehen, also sogar zweibegriffige Spiegeleier (als alleinstehende Ausfahrvorsignale, ächz), was mir im ex-DR-Land in dieser Häufung noch nicht untergekommen ist. Ich könnte mal wieder in den XXX beißen, dass ich den Kaliverkehr hier verpasst habe, nehme mir aber den einen oder anderen Fototag vor der Abbestellung des Pv im Mai 2001 fest vor.

(Nachtrag Mitte 2001: Daraus ist leider nix mehr geworden. Nicht, dass ich nicht die Zeit gefunden hätte, doch bereits im September 2000 wurden außer Tiefenort alle Betriebsstellen dichtgemacht und in Hp umgewandelt, so dass die Strecke für mich einiges an Reiz verloren hatte.

 

Diese Datei wurde erstellt von Volker Blees am 20.02.2004.
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